Jenseits von Fast Fashion:
Die Textilbranche will nachhaltiger werden
Aber wie gelingt die Wende in Richtung Circular Economy? Von kreislauffähigen Verpackungen bis zum Recycling von Alttextilien – neue Schnittmuster sind gefragt, um den steigenden gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und als verantwortungsbewusster Trendsetter zu punkten.
Immer mehr, schneller, billiger: Die weltweite Textilproduktion hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Wie kaum ein anderer Begriff steht „Fast Fashion“ heute für die Schattenseiten der Globalisierung und exzessiven, umweltbelastenden Konsum. Der Ruf nach einer grundlegenden Transformation wird lauter; Modeunternehmen sind zunehmend gefordert, negative ökologische und soziale Einflüsse entlang der Lieferkette zu minimieren. Aktuell im Fokus: Verpackungen.
Wie sich große Modelabel erfolgreich in Richtung Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft entwickeln, zeigt das Beispiel von Marc Cain: Im Auftrag des international tätigen Modeunternehmens haben die Expert*innen von Interzero das gesamte Verpackungsportfolio analysiert und die Optimierung der Recyclingfähigkeit unterstützt. Das Ergebnis: Vom Kunststoff-Kleiderbügel bis zum Schuhkarton sind alle Verpackungen von Marc Cain mindestens „gut recyclingfähig“, verdienen das Siegel „Made for Recycling Interzero“ und sind damit fit für den Markt von morgen.
Auch andere Hersteller dürften dem Beispiel folgen und ihre Verpackungen nachhaltiger gestalten. Der Handlungsdruck steigt – nicht zuletzt durch die geplante Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR). Mit der EU-Verordnung kommen schon bald zahlreiche neue Anforderungen auf die Unternehmen zu, zum Beispiel auch an die Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Die ehrgeizigen Ziele der EU zur Abfallreduzierung und die Ausweitung der Herstellerverantwortung (EPR) betreffen alle Unternehmen, die Verpackungen auf den europäischen Markt bringen.
Next Step: Skalierung Textilrecycling Mit der nachhaltigen Optimierung von Verpackungen ist es natürlich nicht getan – vielmehr steht die gesamte textile Wertschöpfungskette auf dem Prüfstand. Allein die stetig wachsende Menge an Textilabfällen stellt eine riesige Herausforderung dar: In der EU werden jedes Jahr fast sechs Millionen Tonnen Textilien weggeworfen – rund 11,3 Kilogramm pro Kopf. Nur ein Prozent gelangt bisher weltweit per Faser-zu-Faser-Recycling zurück in die Textilherstellung. Viel Luft nach oben also für die Circular Economy.
Für mehr Dynamik beim Textilrecycling dürften sehr bald EU-Regularien wie die Getrenntsammelpflicht ab 2025, die Ökodesign-Richtlinie und die Extended Producer Responsibility sorgen. Auch Interzero will die Kreislaufschließung in der Textilbranche vorantreiben und entwickelt bereits jetzt Lösungen, um die Unternehmen bestmöglich bei der Vorbereitung auf künftige EPR-Auflagen zu unterstützen. Gemeinsam mit Partnern arbeitet das Unternehmen daran, die Skalierung des Faser-zu-Faser-Recyclings zu ermöglichen, indem eine geeignete Sammelund Sortierinfrastruktur aufgebaut und sichergestellt wird. Ziel ist eine ganzheitliche Branchenlösung, die für alle funktionieren kann. „Für die Textilwende braucht es vor allem ein neues Systemdenken und den Willen zur Kooperation bei den relevanten Key Playern entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette“, so Julia Haas, Projektmanagerin Circular Textiles bei Interzero. Billige Wegwerfmode war gestern – Circularity ist der Fashion Trend, der bleibt!
Geschäftsführer, Interzero Recycling Alliance